Meine Seele hat geweint

“Wir haben lange ohne Ärzte versucht schwanger zu werden. Ich weiß noch, dass ich damals beim ersten Mal probieren dachte, es hätte geklappt und ich habe so sehr geweint, als meine Periode kam. Hätte ich damals gewusst, dass es so noch über drei Jahre sein würde… Nun weiß ich, dass es ein Wunder ist, schwanger zu werden und das es so viele Menschen da draußen gibt, die auch so gekämpft haben wie wir oder eben noch kämpfen.

Am Anfang habe ich mich untersuchen lassen beim Frauenarzt, danach war das Spermiogramm meines Manns dran. Und erst nach 1,5 Jahren sind wir in eine Kinderwunschklinik gegangen. Im nachhinein wären wir besser schon früher gegangen. Denn dort fühlten wir uns direkt gut aufgehoben. Wobei wir unseren Arzt intern gewechselt haben, es ist wichtig, dass man sich dort wohl fühlt… man wird dort sehr viel Zeit verbringen.

Wir haben mit zwei Insemination begonnen…. leider negativ. Es folgte unsere Hochzeit… und dann die erste ICSI. Wir konnten nichts einfrieren und die beiden Eingesetzten wollten nicht in meinem Bauch bleiben. Auch die nächste ICSI war negativ, aber immerhin konnten wir etwas einfrieren. Aber das negative Ergebnis war für uns kaum auszuhalten. Wir haben lange gebraucht bis wir weiter machen konnten mit der Kryo. Dann endlich der positive Test. Aber unser Sternchen ist nach 9 Wochen von uns gegangen. Das ist etwas, was ich niemanden wünsche. Eine Fehlgeburt verändert alles. So einen Schmerz und so einen Verlust…. ja, ich weine heute noch und weiß noch alles, was passiert ist, als ich es erfahren habe. Ich habe gesehen, dass das Herzchen nicht mehr schlägt.

Danach haben wir ein halbes Jahr nichts gemacht. Mein Körper war total durcheinander und meine Seele hat geweint.

Die nächste Kryo war dann wieder positiv und ja, nun habe ich eine Tochter und es ist ein Wunder! Ich bin so dankbar, nach vier Jahren endlich mein Baby auf dem Arm halten zu können und zu wissen, dass ich das andere im Himmel wieder sehen darf.

Das, was man in der Kinderwunschzeit erlebt, ist so intensiv im Leben. Man geht durch tiefste Täler und durch Höhen, wenn der Test positiv ist. Und mir hat das Reden geholfen. Ich habe meine Familie und meiner besten Freundin davon erzählt und ja, die haben mir immer wieder den Rücken gestärkt.

(L. 34 J., aus Köln, im Juli 2019)