„Im August 2019 bekam ich nach einer Bauchspiegelung die Diagnose Endometriose. Auf die Frage, wie es aussieht mit Kinderkriegen, antwortete die Ärztin, dass wir uns an ein Kinderwunschzentrum wenden sollten, da beide Eileiter von der Endometriose verklebt sind.
Im Auto nach Hause haben wir beide geweint.
In der Zeit danach habe ich getrauert, es nie auf dem „normalen Weg“ ausprobieren zu dürfen und gleichzeitig war ich sehr dankbar, dass wir kein ganzes Jahr mit monatlichen Enttäuschungen durchmachen mussten. Anfang 2020 haben wir die erste IVF-Behandlung gemacht. Es konnten nur zwei Eizellen entnommen werden, wovon eine sich befruchten lies und 3 Tage später eingesetzt wurde. Schon acht Tage danach habe ich meine Tage bekommen. Die nächsten Behandlungen verliefen ähnlich, es wurden 2-5 Eizellen entnommen, einige davon konnten befruchtet werden und am Transfertag wurden 1-2 zurückgeführt. Es waren nie Embryos für die Kryo übrig. Die dritte Behandlung wurde wegen Corona zwei Tage vor der geplanten Punktion abgebrochen. Sobald es wieder möglich war, haben wir wieder neu gestartet, auch dieses Mal ohne Erfolg.
Jetzt lag ein halbes Jahr hinter uns mit unzähligen Spritzen und Warteminuten.
Mittlerweile war uns klar – das wird nicht so einfach, wie gedacht (gehofft). Das Gefühl von Machtlosigkeit machte sich in mir breit und ich musste irgendetwas ändern – allein für mein Selbstwirksamkeitsgefühl. Wir beschlossen die Klinik zu wechseln und ich googelte nach Selbsthilfegruppen. Mein Herz machte einen Sprung, als ich Dornröschen gefunden habe und sah, es findet in Troisdorf statt, nur 15 Minuten von Bonn entfernt!
Das erste Dornröschen-Treffen hat mir so gutgetan. Die warme, offene, verständnisvolle Stimmung, die ich bis dahin bei keiner Freundin oder keinem Familienmitglied auf diese Art erlebt hatte. Das gemeinsame Lachen und Weinen mit Menschen, die genau nachempfinden können, wie es sich anfühlt nicht zu wissen, ob der innigste Wunsch irgendwann erfüllt werden wird.
In der neuen Klinik wurden bei der ersten Behandlung zwei Blastozysten zurückgeführt und sie haben sich beide eingenistet. Wir waren überglücklich. In der 6. Woche konnte ich zwei schlagende Herzen auf dem Ultraschall sehen. Zwei Wochen später war ich zum ersten regulären Termin bei meinem Frauenarzt – „es tut mir leid ich kann keinen Herzschlag finden, bei keinem der beiden Embryos“.
Das nächste Treffen bei Dornröschen hat online stattgefunden. Weinend erzählte ich von der Fehlgeburt. Eine Frau aus der Gruppe schrieb mich im privaten Chat danach an, sie wohne in der Nähe und habe ähnliche Rückschläge bei der Kinderwunschreise erlebt. Wenn ich mit jemandem noch reden möchte, könnten wir uns mal treffen. Aus dem Treffen hat sich eine Freundschaft gebildet, über die ich sehr dankbar bin.
Die insgesamt fünfte IVF führte zu einer Schwangerschaft und 2022 kam unser Sohn auf die Welt.
Danke an alle Dornröschen, die mir zugehört, mich getröstet und ermutigt haben. Ein besonderer Dank an Anja für deine wunderbare Leitung der Gruppe!“
M., 30 Jahre, aus Bonn (im August 2023)