Freud und Leid, so nah wie noch nie

„Als mein Mann und ich beschlossen, schwanger zu werden, wäre uns niemals in den Sinn gekommen, dass es ein sehr langer, harter und steiniger Weg werden würde. Jetzt, nach über 5 Jahren Kinderwunschzeit, können wir unser Glück immer noch nicht fassen und sind unendlich dankbar für unseren wundervollen Sohn.

Zuerst haben wir uns keine Gedanken darum gemacht, dass es nicht geklappt hat. Doch nach 1,5 Jahren und mehreren schwangeren Freundinnen später, habe ich das Gespräch mit meiner Gynäkologin gesucht und mich untersuchen lassen, ohne Befund. Bei meinem Mann sah das Ergebnis ebenso aus, es gab nichts was darauf hindeutete, dass wir nicht auf natürlichem Weg schwanger werden könnten. So probierten wir es weiter. Doch je länger es dauerte, desto mehr nahm der Kinderwunsch in meinem und unserem Alltag Raum ein. Zwei Wochen war ich in Hochstimmung und voller Hoffnung und sobald das PMS kam, folgten zwei Wochen Traurigkeit, Ohnmacht und Enttäuschung. Und das Monat für Monat.

Nach drei Jahren, probierten wir es mit Geschlechtsverkehr-nach-Plan, Clomifenbehandlungen und allen möglichen Mittelchen wie z.B. Schwangerschaftstees, leider ohne Erfolg. Um nicht vollständig in meiner depressiven Verstimmung zu versinken, habe ich parallel eine Psychotherapie angefangen. Das hat mir ungemein gutgetan und mir die Kraft gegeben, den nächsten Schritt in eine Kinderwunschklinik zu gehen. Hier wurde zunächst eine Bauchspiegelung gemacht und ein kleiner Herd Endometriose entfernt. Danach nahmen wir noch eine humangenetische Beratung in Anspruch und dann fand die 1. ICSI statt. Es hat uns völlig aus der Bahn geworfen, als uns am Tag des Transfers mitgeteilt wurde, dass keins der befruchteten Eizellen es bis Tag 5 geschafft hat. Selbst der behandelnde Arzt zeigte sich ratlos, machte uns aber Mut, es erneut zu versuchen. Ein halbes Jahr später, war ich wieder dazu bereit und es wurde mir an Tag 3 ein wunderschöner 9-Zeller transferiert. Er hat sich festgeknuspert und ich hatte eine wundervolle Schwangerschaft und eine schöne spontane Geburt. Ich kann kaum in Worte fassen, wie dankbar ich bin, dass unser Weg ein so schönes Ende genommen hat. Und ich hoffe, dass alle, die auch auf diesem oder einem ähnlichen Weg sind, irgendwann ihr Glück finden, wie auch immer das aussehen mag.“

S., 40 Jahre, aus Troisdorf (im Juli 2023)